Politische Philosophie

Was macht eine Demokratie zur Demokratie? Empririsch betrachtet gibt es Demokratien ausschliesslich im Plural. Es zeichnet demokratische Ordnungen aus, dass sie einen weiten Interpreationsraum umfassen, der von Regierungen und Bürger:innen genutzt werden kann. Gleichzeitig ist es unbefriedigend, wenn beliebig bleibt, was das Demokratische ausmacht. Ist eine politische Ordnung, in welcher das Prinzip von Freiheit und Gleichheit aller grundlegend verletzt wird, als eine demokratische auszuweisen? Ich frage in meiner Forschung, was das Demokratische an Demokratien ausmacht und welche Kriterien hierbei als unverzichtbare begründet werden können.

Aktuelle Forschungsprojekte:

  • Der politische Spielraum. Demokratisches Selbstverständnis und Identitätspolitik
  • Transformativer Freiheitsbegriff
  • Gewaltenteilung. Warum Montesquieu statt Locke

 

Kultur- und Gedächtnistheorie

Kultur umfasst, was gepflegt wird. Mich interessieren Formen starker kollektiver Wertigkeit. Dabei richtet sich der Blick auf jenes, was durch eine fortlaufende Pflege strategisch oder unbewusst ausgeblendet wird. Die Auseinandersetzung mit hegemonialen Diskursen analysiere ich etwa in Bezug auf Kulturen der Gegenüberstellung von 1. Erinnern und Vergessen, 2. binärer Geschlechtlichkeit, 3. Moral und Ethik, 4. Freundschaft und Verwandtschaft, 5. Literatur und Philosophie.

Sozialphilosophie und Kritische Theorie

Sind Personen selbstbestimmt oder fremdbestimmt? Meine Antworten zielen darauf ab, Personen als mitbestimmende Subjekte auszuweisen. Ich folge hier Philosophen wie Claude Lefort oder Denkerinnen wie Judith Butler, welche beide Michel Foucault aufnehmen, aber in Absetzung zum frühen Foucault den liberalen bzw. von der Kritischen Theorie stark gemachten Grundpfeiler persönlicher Freiheit und damit verbundener Verantwortung nicht verabschieden. Die Verpflichtung zur Freiheit, wie sie bei Kant begründet ist, nehme ich ernst. Gleichzeitig gewichte ich die sozialen Einwirkungen und strukturellen Bedingungen stärker als etwa Kant und verstehe die Herausbildung einer Persönlichkeit als Subjektwerdung.

Dekonstruktion

Kritik am Traum der Philosophie, an Macht und Gewalt. Der Begriff Dekonstruktion geht auf den algerisch-französischen Philosophen Jacques Derrida (1930-2004) zurück. Als Dekonstruktion kann mit Derrida die unablässige Spurensuche nach Ausgeblendetem und Exkludiertem verstanden werden. Das hat sprachphilosophische und politische Konsequenzen: Derrida zufolge ist Sprache nie eindeutig, weil sich kein Wort eindeutig einer einzigen Bedeutung zuordnen lässt. Insofern zielt Derrida einerseits auf die konstitutive Unmöglichkeit vollständigen Verstehens mittels Sprache und zeigt andererseits auf, mit welchen Machtansprüchen jene Sprachverwendungen einhergehen, worin auf einem eindeutigen Vokabular beharrt wird.

Die Beiträge der Zeitschrift Derrida Today gehen diesen Fragen nach.

Begleitung Dissertationen

Die Realisierung eines Doktorats in Philosophie vom ersten Entwurf bis zu Abschluss und Publikation umfasst meist mehrere Jahre und stellt hohe Anforderungen an die Forschenden.

Folgende Projekte begleite(te) ich:

Pascal Omlin: The Politics of Otherness and Distinctness. Rethinking Democratic Agency. Dissertation laufend. Universität Graz. (Projektförderung: Doktoratsstipendium der ÖAW 2022-2024)

Estefania Cuero: Gerechtigkeitsorientierte Perspektiven auf den Menschenrechtsansatz, Dissertation eingereicht. Universität Luzern. 2023.

Nahyan Niazi: Die Entfesslung der moralischen Energie. Selbstverwirklichung und Fremdbestimmung im Staat und im Geiste bei Wilhelm von Humboldt Dissertation eingereicht. Universität Luzern, 2023.

Anja Ringhofer: The Perpetuation of Racial Injustices by Migration Policy. Dissertation eingereicht. Universität Graz, 2023. (Projektförderung „Philosophy and Interdisciplinarity“ CEEPUS Netzwerk, 2022)

Leire Urricelqui: Antitypes. On the Authority and Demarcation of (In)human Life. Dissertation abgeschlossen. Universität Luzern, 2023. (Anschubfinanzierung der GSL Univeristät Luzern (2016-2017) und Doc.mobility Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung wissenschaftlicher Forschung (SNSF) 2018-2020)

Miriam Hefti: Stille. Annäherung an die Wahrnehmung von Abwesenheit. Dissertation abgeschlossen. Universität Luzern, 2022.

Francesca Nobili: Locke als Ethiker. Untersuchung der Jugendschriften. Dissertation abgeschlossen, Universität Luzern, 2020.

Susanne Schmieden: Schauspieler und theatralische Wissenschaft. Demokratische Subjekte bei Diderot und Brecht. Dissertation abgeschlossen, Universität Luzern 2019.

Michel Borner: Die ethische Dimension autobiographischen Schreibens am Beispiel von Christine Lavant und Thomas Bernhard. Dissertation abgeschlossen, Universität Luzern, 2019.